Dienstag, 31. Januar 2012

P'81 und der Siegeszug der Langeweile

Für den zugezogenen Spießer könnte es so schön sein im Berliner Prenzlauer Berg.
Erfolgreich hat er sein Geld in eine exklusive Eigentumswohnung investiert und kann nun stolz prahlen, im hippen Prenzl'Berg zu wohnen.
Wären da nur nicht die vielen Bars und Clubs mit ihren nervigen Besuchern, die ihm immer wieder die Nachtruhe stehlen...

Aber Abhilfe ist bereits in Sicht. Denn Investoren (die auch zu den spießerartigen gehören) kaufen reihenweise Grundstücke auf, vertreiben die Bars & Co. und errichten noch mehr tolle Wohnungen. Oder auch Cafés, die der Spießer eh lieber hat, weil man dort vornehm Espresso trinken kann.
- Und spätestens 20:00 Uhr ist ja auch damit Schluß.

Aktuell zum Beispiel in der Pappelallee 81.
Eine schicke Website preist ein "Projekt" mit dem Spruch "Mehr Stadt geht eigentlich nicht" an. Dort spricht man auch von der Kultur im Bezirk und hat natürlich eine Karte mit den Bars in der Nähe parat, sodass der zukünftige Bewohner gleich weiß, wie Kultur und Nachtleben in "seiner" Ecke pulsieren.
Ab morgen, dem 1. Februar 2012 wird das jetzige Gebäude abgerissen und das "Projekt" draufgepflanzt.
Dreist nur, dass dort nicht erwähnt wird, dass es sich hierbei um den Klub der Republik handelt, der seit 8 Jahren an dieser Stelle steht und ohnehin schon einer der letzen Klubs im Prenzl'Berg ist.
Hier zerstört man, womit man paradoxerweise seinen Neubau bewirbt.

Der Klub feiert indes fleißig eine zehntägige Abrissparty und hat ein passendes Transparent angebracht, auf dem folgendes zu lesen ist:
"Erst wenn die letzte Eigentumswohnung gebaut, der letzte Klub abgerissen, der letzte Freiraum zerstört ist, werdet ihr feststellen, dass der Prenzlauer Berg die Kleinstadt geworden ist, aus der Ihr mal geflohen seid".

Und so ziehen sie nach vielen Jahren dahin, weil die neuen Anwohner einen seichten Schlaf haben oder Investoren das dickere Portemonnaie.
- Als hätten die nie gewusst, wohin sie hier her kommen...

Knaack, Magnet, Zum schmutzigen Hobby, Klub der Republik und den vielen Anderen,

Euch allen: Good bye, we'll miss u!