Donnerstag, 28. Juni 2012

tCSD 2012

Letztes Wochenende war ich auf dem tCSD, den irgendwie jeder kennt und noch keiner so richtig besucht hat.
Nun, anders als sein großes Geschwister versteht er sich als politische Alternative.
- Und das zeigt man auch.

Das beginnt schon damit, das er am selben Tag stattfindet, was einem eine echte Entscheidung abverlangt.
Oder doch eher ein Bekenntnis?

Außerdem durchque(e)rt er statt den ruhigeren eher die "Brennpunktbezirke".
Hier und da stoppt dann die Meute, um für Antifaschismus, Queerfeminismus, Antirassismus und Solidarität zu demonstrieren.
Klingt Ihnen Links angehaucht?
Ist es auch!
Aber anstatt von gratis Nivea-Proben verletzt zu werden, die gerade in die Massen geschleudert wurden, wehen einem hier Glitzer, Seifenblasen und Musik um die Ohren.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der gemeine Politiker hier keine Gelegenheit bekommt, seine Ansichten unter die Leute zu streuen.
- Mal ehrlich, das hält doch auch keiner aus.

Zwar sorge ich für diesen Fall immer vor, indem ich 'nen Beutel mit Havanna und zweierlei Cola (Normale und Light für die Diäties) mit mir trage, aber leer wird der ja auch ohne Politiker...

Doch so ganz ohne Kritik kann ich auch den tCSD nicht davonkommen lassen.
Selbst die hinteren Ränge müssen mitbekommen, dass der Treck gerade anhält, weil vorne jemand eine Rede hält.
Und dem ein oder anderen RednerIn hätte ein beruhigender Schluck aus meinem Beutel auch nicht schlecht getan.

Alles in allem ist der tCSD aber eine tolle Veranstaltung, auf der noch wirklich demonstriert wird...

Dienstag, 20. März 2012

Theater (HD)

Sehen Sie gerne fern?
Haben Sie zusätzlich zum bezahlten Anschluss auch noch SKY oder die privaten Sender in "HD" gebucht?
Ja?
Dann können Sie ja jetzt ihrem Voyeurismus freien Lauf lassen und sich in "Betrugsfälle", "Berlin Tag und Nacht", "Barbara Salesch" oder "mieten, kaufen, wohnen", um nur einige zu nennen, hoch-aufgelöst ansehen, wie andere Leute vorgeblich leben.
Aber vergessen sie nicht das Schlagwort "Scripted Reality" und dass die zahnlose Tauschmutter mit der Fäkalsprache in Wirklichkeit auch nur eine Rolle sein könnte...

Aber egal, die Wahl des 11. Deutschen Bundespräsidenten konnte man sich ja auch nicht ansehen, oder? Auf ein Ergebnis zu warten, dass jeder irgendwie schon kennt, ist doch auch ziemlich öde.
- Ist schon so eine Sache mit dem Fernsehen...

Vergessen Sie nur nicht, dass Sie selbst auch am Leben sind.
Und damit meine ich nicht, stattdessen einen der Schlecker-Märkte zu plündern, nur weil der bald dicht gemacht wird und alle Artikel um 30% reduziert hat.

Ich meine eine andere Klasse von Unterhaltung. Mit Freunden oder der Familie.
Ja, natürlich auch mit Sexualpartnern.
Eben Sachen, auf die es auch mal keine Prozente gibt...
Möglichkeiten gibt es viele, die Hauptsache ist doch, dass man sie auch nutzt.
Also raus aus dem Delirium.
- Der Frühling geht los!

Dienstag, 31. Januar 2012

P'81 und der Siegeszug der Langeweile

Für den zugezogenen Spießer könnte es so schön sein im Berliner Prenzlauer Berg.
Erfolgreich hat er sein Geld in eine exklusive Eigentumswohnung investiert und kann nun stolz prahlen, im hippen Prenzl'Berg zu wohnen.
Wären da nur nicht die vielen Bars und Clubs mit ihren nervigen Besuchern, die ihm immer wieder die Nachtruhe stehlen...

Aber Abhilfe ist bereits in Sicht. Denn Investoren (die auch zu den spießerartigen gehören) kaufen reihenweise Grundstücke auf, vertreiben die Bars & Co. und errichten noch mehr tolle Wohnungen. Oder auch Cafés, die der Spießer eh lieber hat, weil man dort vornehm Espresso trinken kann.
- Und spätestens 20:00 Uhr ist ja auch damit Schluß.

Aktuell zum Beispiel in der Pappelallee 81.
Eine schicke Website preist ein "Projekt" mit dem Spruch "Mehr Stadt geht eigentlich nicht" an. Dort spricht man auch von der Kultur im Bezirk und hat natürlich eine Karte mit den Bars in der Nähe parat, sodass der zukünftige Bewohner gleich weiß, wie Kultur und Nachtleben in "seiner" Ecke pulsieren.
Ab morgen, dem 1. Februar 2012 wird das jetzige Gebäude abgerissen und das "Projekt" draufgepflanzt.
Dreist nur, dass dort nicht erwähnt wird, dass es sich hierbei um den Klub der Republik handelt, der seit 8 Jahren an dieser Stelle steht und ohnehin schon einer der letzen Klubs im Prenzl'Berg ist.
Hier zerstört man, womit man paradoxerweise seinen Neubau bewirbt.

Der Klub feiert indes fleißig eine zehntägige Abrissparty und hat ein passendes Transparent angebracht, auf dem folgendes zu lesen ist:
"Erst wenn die letzte Eigentumswohnung gebaut, der letzte Klub abgerissen, der letzte Freiraum zerstört ist, werdet ihr feststellen, dass der Prenzlauer Berg die Kleinstadt geworden ist, aus der Ihr mal geflohen seid".

Und so ziehen sie nach vielen Jahren dahin, weil die neuen Anwohner einen seichten Schlaf haben oder Investoren das dickere Portemonnaie.
- Als hätten die nie gewusst, wohin sie hier her kommen...

Knaack, Magnet, Zum schmutzigen Hobby, Klub der Republik und den vielen Anderen,

Euch allen: Good bye, we'll miss u!